Bedeutung der HORUS-Mythe in Bezug auf die therapeutische und spirituelle Arbeit:

 

Der Sieg Horus über Seth ist ein lebendiger und immerwährender Mythos, der noch immer praktiziert und aufrechterhalten wird.

Seth zerstückelte Osiris und Horus zerstückelte Seth. Die Zerstückelung kann mit der Fragmentierung der Ganzheit des Selbst gleichgesetzt werden.


Wenn man das Wesen von Horus und Seth betrachtet, erkennt man, dass Horus als Falken-Gott in der himmlischen Sphäre beheimatet ist, während Seth der Erde angehört.  

Mit der Erde ist er das Dunkel, welche die Lichter umschließt. Durch die Erde wird er mit sämtlichen Unwettern identifiziert, denn „die Unwetter kommen aus der Erde“.

Dieser Gegensatz zu Licht und Horus verschafft sich durch viele Kämpfe Ausdruck. In einem Kampf verliert Horus sein Mondauge/Traumauge und Seth seine Hoden.


Horus steht für Recht und Ordnung. Seth dagegen symbolisiert das Chaos bzw. Kraft und Gewalt.

Die Gewalt bzw. Kraft wird eindeutig dem göttlichen Gesetz unterstellt, dass das Leben und damit den Gang der Welt aufrecht erhält.

Horus korrespondiert mit der Form (Gesetze, Regeln), welche durch die Kraft Seths belebt wird. Wird die Kraft Seths zügellos, so zerbrechen die Formen und die Welt verfällt mehr und mehr dem Chaos.


In der Mythe ist es Gott Thot, als Ordner des Weltalls, der einen Ausgleich schafft: Seth erhält seine Hoden zurück, die Horus ihm ausriss und Horus dafür sein Auge. Damit wird von Thot der zuvor gestörte kosmische Zustand wieder hergestellt.

Der Hoden steht für die Zeugungskraft des Mannes, während das Auge des Gesetzes über die Einhaltung der Regeln wacht.

Mit dieser Zuordnung werden zwei wichtige Lebensprinzipien genannt: Ohne Hoden, welche die Kraft symbolisieren ist keine Zeugung von Leben möglich, d.h. keine Dynamik des Lebens möglich.

Wenn die Augen fehlen, ist die Kraft blind und zerstört alles, was lebt.

Beide Prinzipien müssen integriert bzw. versöhnt werden, was letztlich immer wieder eine Neuordnung begründet.


Der Kampf zwischen Horus und Seth wird nicht durch Gewalt entschieden, sondern wird als Rechtsstreit durch das Göttergericht beigelegt.

Und die Entscheidung der Götter hatte zur Folge, dass sich Seth mit Horus versöhnte und sich beide in der Königssymbolik vereinten, auch wenn Seth in der Hierarchie zu guter Letzt unter Horus stand.


Auf der inneren Ebene ist es ein archetypischer Kampf zwischen dem Mut des Helden und dem dämonischen Feind/Widersacher in uns, dessen Herausforderung sich kein Mensch entziehen kann, wenn er auf seiner Heldenreise den Sinn des Lebens, die Erfüllung und das wahre Glück in seinem Herzen erfahren will.


Das „sehende (Horus) - Auge“ und die physische Kraft – vereint – und ausgerichtet auf das Göttliche Prinzip in uns selbst offenbart die Erkenntniskraft und schließt nichts auf dieser Welt aus.